Ein lustiges und dennoch ernstes Zitat aus dem Assistenzarzt-Weblog:
“Warum sind die Nordlichter in MV so wortkarg? Sie üben für den nächsten Termin beim Hausarzt.”
Traurig, dass man so etwas verlauten lassen muss … aber wahr :(
Wo doch der Hausarzt … gerade in ländlichen Gebieten … häufig auch die
Aufgaben (ich möchte nicht sagen `Arbeit`) des Seelsorgers, Beraters
und dennoch der vertrautesten Person übernimmt, muss auch dieser
mittlerweile bei jedem Patientengespräch auf die Uhr schauen. Die Zeit
läuft bei Betreten des Arztzimmers gegen den Patienten. Ist das nicht
schlimm? Wir haben keine Zeit mehr für unsere Mitmenschen. Die Kinder
der Patienten ziehen vom platten Land in die große Stadt – wo es Arbeit
gibt. Die “Alten” bleiben da. Was bleibt häufig auch anderes übrig?
Frau. Haus. Hof. Da kann man nicht so einfach wech!
Auch wenn das die Politik nicht so
einsieht, aber da ist eine Verbundenheit, eine gewisse GEbundenheit.
Einfach wech gehen ist da nicht drin. Und was bleibt dann noch?! Der
gemütliche Mittag beim Nachbarn, ist ja auch schön und gut, aber so ein
Besuch beim Landarzt ist doch noch viel schöner, man erfährt was Neues,
man sieht sich mal … all die Dinge, die ansonsten wegfallen. Zumal sich
die Geschäfte nicht mehr halten können (wg. der fehlenden Einnahmen).
Die Kirchgemeinden entfallen … ein Pastor für zehn Gemeinden, da gibt es
nur noch jeden dritten Sonntag einen Gottesdienst …
Wo bleibt da das Gemeinschaftliche???
Eigentlich beim Hausarzt im Wartezimmer … und wenn der einem noch nicht
mal mehr zuhören kann, wohin dann?!
Also doch zu Hause sitzen und die Zeit
bei rbb, NDR und anderem tot schlagen?! Sorry, aber versteht so langsam
mal einer, dass es bei einem Hausarztbesuch auch um ein kulturelles
Ereignis geht?? Es geht hier nicht darum, primär die Leider und
Weh-Weh-chen ans Tageslicht zu bringen (die sind eventuell schon lange
da und man hat sich daran gewöhnt). Aber ein wenig Abwechslung. Eine
Flucht aus dem tristen Alltag. Und dann wird man abgewiesen, nur weil
die Kassen (…) die Kosten nicht mehr übernehmen?!
Auf der anderen Seite wundern sich alle
darüber, weshalb die Zahlen der psychisch-erkrankten Menschen rapiden
steigt. Bei dieser Verarmung auf dem Land – und mit Verarmung meine ich
hier primär die soziale Verarmung – ist das doch gar kein Wunder.
Ist es nicht Zeit mal zu überdenken, ob
man den Ärzten nicht etwas mehr Zeit für das Ärzte-Patienten-Gespräch
einräumt?! Und diese ganzen lustigen Abrechnungsnummern lassen wir jetzt
mal aussen vor – zumal die eh nur zur Belustigung dienen können und
keinem Arzt helfen. Das sind alles nur Vorwände … “Wir tuen ja was für
unsere Patienten”. Was da wirklich geschieht muss man sich hinter den
Kulissen anschauen. Es ist in einem Land wie Deutschland nicht möglich,
dass der Hausarzt sich – zumindest laut Abrechnungs-Norm – ausreichend
Zeit nimmt und dem Patienten zuhört, welches Leiden ihn denn plagt. Ist
das nicht traurig?!
Am Ende des Quartals spielt für die
Kassen nur eine Rolle, ob die Norm eingehalten ist. Ob die Kosten pro
Nummer, ähhhhhh ohhhhhh entschuldigung, pro Patient nicht überstiegen
sind. Wo leben wir eigentlich?!
Hauptsache die Krankenkassen können neue Brunkbauten schaffen usw.
Na ja prost Mahlzeit. So kann es nicht weiter gehen, aber das ist ja auch nur meine bescheidene Meinung …