Donnerstag, 17. April 2014

abgetrennten Arm replantieren

Einfach faszinierend, was alles möglich ist, deshalb auch ein gesamtes Zitat:


“Ärzte nähen abgetrennten Arm nach Unfall auf A71 wieder an

Leipzig. Medizinerteam der Uniklinik Leipzig gelang erfolgreiche Replantation. Verletzter Erfurter spürt Handrücken wieder. 


Arnstadt abgetrennten Arm eines Mannes hat ein Ärzteteam der Universitätsklinik Leipzig in einer seltenen und sehr komplizierten Operation wieder angenäht. Bereits zwei Wochen nach der Operation kehrte die Funktionsfähigkeit des verletzten Armes langsam wieder, heißt es in einer Pressemitteilung des Klinikums vom Dienstag. “Ich kann schon jetzt meinen Handrücken wieder spüren, wenn er gedrückt wird”, freut sich Sven Vollgraf (45 Jahre) aus Erfurt. Die sogenannte Replantation ganzer Körperteile nach Unfällen gilt als äußerst schwierig und kann nur an Kliniken mit besonderer Ausrichtung durchgeführt werden. In Leipzig ist es das sogenannte Schwerstverletztenverfahren. Deshalb hatten sich die Rettungskräfte auf der Autobahn nach dem Unfall entschieden, den Verletzten und den komplett abgetrennten Arm nach Leipzig an die Universitätsklinik zu fliegen. Die Rettungskette hatte schon unmittelbar nach dem Unfall reibungslos funktioniert, wie Arnstadts Stadtbrandmeister Jörg Dimitrovici sagte. Im Klinikum wurde sie nahtlos fortgesetzt. Ganz entscheidend für den Erfolg war, dass der abgetrennte Arm für den Transport nicht einfach auf Eis gelegt wurde. Durch den Direktkontakt stirbt das Gewebe eher ab, heißt es. “Richtig ist, den Finger oder Arm steril einzuwickeln und in einer Tüte aufzubewahren, diese wird verschlossen und in eine zweite Tüte gelegt, die mit Wasser und Eiswürfeln gefüllt ist, man nennt dies trockene Kühlung”, erklärt Professor Stefan Langer von der Uniklinik. So konnte ein mehrköpfiges Ärzteteam nach der Erstversorgung mit der äußerst schwierigen Operation beginnen. “Wir haben die Knochen wieder zusammengefügt, mit Hilfe einer Titanplatte verbunden”, so Unfallchirurg Dr. Johannes Fakler. Dem Schwerverletzten wurden parallel Venenstücke am Bein entnommen, um damit die zerrissenen Armvenen und -arterie wieder zu verbinden. Danach konnten in Filigranarbeit die Nerven, die noch funktionstüchtig waren, wieder verbunden und vernäht werden. Zum Ärzteteam gehörten unter anderen Unfallchirurgen, ein Anästhesiologe, plastische Chirurgen, ein Experte für rekonstruktive und Handchirurgie. Nötig waren in der Folge noch Muskel- und Hauttransplantationen. Und zum Schwerstverletztenverfahren in Leipzig gehört außerdem eine speziell geschulte Trauma-Psychologin, die den 45-jährigen Berufsschullehrer betreute. Der konnte sich selbst an den Unfall nicht erinnern. Er war am 13. März auf der A 71 nach einer Weiterbildung auf dem Weg nach Hause, als er nahe der Anschlussstelle Arnstadt-Nord mit seinem VW Passat auf einen Sattelschlepper prallte. Durch den Unfall wurde die Beleuchtung der Wagen zerstört. Ein zweiter Passat krachte auf das Auto von Sven Vollgraf, der offenbar versucht hatte auszusteigen. Dabei wurde ihm der linke Arm am Schultergelenk abgerissen. Anschließend fuhr noch ein BMW in die Unfallstelle Richtung Erfurt, der Fahrer blieb unverletzt, währen die beiden Passatfahrer schwer verletzt wurden. Die Unfalltrümmer waren nach Angaben der Feuerwehr über 250 Meter auf der Autobahn verteilt. Dennoch hatte Sven Vollgraf ein Riesenglück, denn die Bergung durch Retter setzte schnell und gut ein, so dass er knapp fünf Wochen nach dem Horrorunfall in seinem Bett am Universitätsklinikum Leipzig sagen kann: “Wie vorher wird es nicht wieder werden, aber ich bin sehr dankbar, noch zwei Arme für meine kleine Tochter zu haben.”


Frank Buhlemann / 16.04.14 / TA
 
 
 
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