Einfach faszinierend, was alles möglich ist, deshalb auch ein gesamtes Zitat:
“Ärzte nähen abgetrennten Arm nach Unfall auf A71 wieder an
Leipzig. Medizinerteam der Uniklinik Leipzig gelang erfolgreiche Replantation. Verletzter Erfurter spürt Handrücken wieder.
Arnstadt abgetrennten Arm eines
Mannes hat ein Ärzteteam der Universitätsklinik Leipzig in einer
seltenen und sehr komplizierten Operation wieder angenäht. Bereits zwei
Wochen nach der Operation kehrte die Funktionsfähigkeit des verletzten
Armes langsam wieder, heißt es in einer Pressemitteilung des Klinikums
vom Dienstag. “Ich kann schon jetzt meinen Handrücken wieder spüren,
wenn er gedrückt wird”, freut sich Sven Vollgraf (45 Jahre) aus Erfurt.
Die sogenannte Replantation ganzer Körperteile nach Unfällen gilt als
äußerst schwierig und kann nur an Kliniken mit besonderer Ausrichtung
durchgeführt werden. In Leipzig ist es das sogenannte
Schwerstverletztenverfahren. Deshalb hatten sich die Rettungskräfte auf
der Autobahn nach dem Unfall entschieden, den Verletzten und den
komplett abgetrennten Arm nach Leipzig an die Universitätsklinik zu
fliegen. Die Rettungskette hatte schon unmittelbar nach dem Unfall
reibungslos funktioniert, wie Arnstadts Stadtbrandmeister Jörg
Dimitrovici sagte. Im Klinikum wurde sie nahtlos fortgesetzt. Ganz
entscheidend für den Erfolg war, dass der abgetrennte Arm für den
Transport nicht einfach auf Eis gelegt wurde. Durch den Direktkontakt
stirbt das Gewebe eher ab, heißt es. “Richtig ist, den Finger oder Arm
steril einzuwickeln und in einer Tüte aufzubewahren, diese wird
verschlossen und in eine zweite Tüte gelegt, die mit Wasser und
Eiswürfeln gefüllt ist, man nennt dies trockene Kühlung”, erklärt
Professor Stefan Langer von der Uniklinik. So konnte ein mehrköpfiges
Ärzteteam nach der Erstversorgung mit der äußerst schwierigen Operation
beginnen. “Wir haben die Knochen wieder zusammengefügt, mit Hilfe einer
Titanplatte verbunden”, so Unfallchirurg Dr. Johannes Fakler. Dem
Schwerverletzten wurden parallel Venenstücke am Bein entnommen, um damit
die zerrissenen Armvenen und -arterie wieder zu verbinden. Danach
konnten in Filigranarbeit die Nerven, die noch funktionstüchtig waren,
wieder verbunden und vernäht werden. Zum Ärzteteam gehörten unter
anderen Unfallchirurgen, ein Anästhesiologe, plastische Chirurgen, ein
Experte für rekonstruktive und Handchirurgie. Nötig waren in der Folge
noch Muskel- und Hauttransplantationen. Und zum
Schwerstverletztenverfahren in Leipzig gehört außerdem eine speziell
geschulte Trauma-Psychologin, die den 45-jährigen Berufsschullehrer
betreute. Der konnte sich selbst an den Unfall nicht erinnern. Er war am
13. März auf der A 71 nach einer Weiterbildung auf dem Weg nach Hause,
als er nahe der Anschlussstelle Arnstadt-Nord mit seinem VW Passat auf
einen Sattelschlepper prallte. Durch den Unfall wurde die Beleuchtung
der Wagen zerstört. Ein zweiter Passat krachte auf das Auto von Sven
Vollgraf, der offenbar versucht hatte auszusteigen. Dabei wurde ihm der
linke Arm am Schultergelenk abgerissen. Anschließend fuhr noch ein BMW
in die Unfallstelle Richtung Erfurt, der Fahrer blieb unverletzt, währen
die beiden Passatfahrer schwer verletzt wurden. Die Unfalltrümmer waren
nach Angaben der Feuerwehr über 250 Meter auf der Autobahn verteilt.
Dennoch hatte Sven Vollgraf ein Riesenglück, denn die Bergung durch
Retter setzte schnell und gut ein, so dass er knapp fünf Wochen nach dem
Horrorunfall in seinem Bett am Universitätsklinikum Leipzig sagen kann:
“Wie vorher wird es nicht wieder werden, aber ich bin sehr dankbar,
noch zwei Arme für meine kleine Tochter zu haben.”
16.04.14 / TA“
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